Da Hosen für meine kurzen Beine meist zu lang Hosenbeine haben und auch hier und da mal eine naht an einer Klamotte aufgeht, könnte man manchmal eine Nähmaschine brauchen.
Neulich stand auf einem Sperrmüllhaufen eine an der Straße.
Augenscheinlich war das Maschinchen soweit komplett, zumindest war das „Gaspedal“ mit dabei. Da ist sie mir schon in den Kofferraum gehüpft.
Es ist eine „AEG“ Maschine, also eine günstige Fernost-Nähmaschine die unter verschiedenen Markennamen für ~100-150 Euro verkauft wird und vermutlich von Janome hergestellt wurde.
Zunächst war auffällig, das am Gehäuse überall Spuren des Vorbesitzers zu sehen waren, der die Maschine offenbar mindestens schon einmal geöffnet hatte.
Dann kam heraus, das an der Unterfadenspule die Spannfeder fehlte, die für das Funktionieren aber unbedingt erforderlich ist, da sonst die Fadenspannung nicht stimmt.
Also ersteinmal nackig gemacht, dieses Wunderwerk.
Das hatte wohl vorher keiner erkannt, und somit wurde die Nähmaschinenmechanik durch entsprechende planlose Reparaturversuche völlig verstellt und dann zum Müll gestellt.
Da ich an dieser Technik auch kein Fachmann bin, hat es natürlich auch einen Nachmittag gedauert bis ich so langsam erkannt hatte wie das alles funktionieren muss, und wie eingestellt sein müsste, damit es wieder korrekt funktioniert.
Eine passende Spulenkapsel für die Unterfadenspule, und dazu ein paar passende „Wickelkörper“ (Leerspulen) für den Unterfaden habe ich dann bestellt, und eine Woche später im Briefkasten gehabt. Dann konnte ich also „am lebenden Objekt“ noch soweit optimieren das alles passt.
Dabei habe ein eine Sache völlig unterschätzt: Wie fein das alles zueinander passen muss, damit es wirklich richtig funktioniert.
Besonders an einem Detail habe ich lange herumgefummelt:
Die Nadel taucht mit dem Faden durch den Stoff nach unten zum Unterfaden, wo kurz nach dem „unteren Totpunkt“ der Nähnadelbewegung, während die Nadel also schon wieder ca. 2mm nach oben gezogen wird, eine kleine Fadenschlaufe sich bildet, die von dem rotierenden Mitnehmer eingefangen und über die Unterfadenspulenkapsel geführt wird, um die beiden Fäden zu verschlingen.
Der Abstand zwischen Nähnadel war bei mir knapp einen halben millimeter, und beim Trockentest und auch beim langsamen Nähen hat es so funktioniert. Sobald man aber mehr Geschwindigkeit wagte, wurde der Faden nicht mehr zuverlässig gefangen.
Am Ende bekam ich dann heraus, das der richtige Abstand etwa 1/10mm ist. Damit funktionierte es dann auch. Allerdings sieht man an dem Punkt auch, warum die Nähnadeln oft kein allzu langes Leben haben. Zieht man beim Nachführen des Stoffs etwas zu stark, verbiegt man durch die Spannung die Nadel leicht um 1 oder 2 zehntel millimeter, und dann wird nicht der Faden, sondern die Nadel aufgegriffen….
Ist sie dann erst etwas krumm, schlägt sie dann mit ihrer Spitze irgendwo ein, wo sie nicht hingehört.
Dennoch ein lehrreiches Reparaturprojekt mit erfolgreichem Abschluß.